Zweite Kraft
Nach langer Vorbereitungszeit und etlichen Globetrotter-Besuchen ging es am 30. Juli 2017 endlich los nach Spanien. Wir waren eines von elf Teams, die am ebx 2017 teilnehmen durften. Beim Minibelt auf dem zweiten Vorbereitungswochenende machten wir unsere ersten Erfahrungen, unter anderem damit, 20 km an einem Tag zu laufen. Als uns das gelang, waren wir stolz wie Bolle!
Doch auf der Expedition mussten wir dies täglich machen, und zwar zehn Tage lang – manchmal waren sogar mehr als diese 20 km. Jeden Tag begleitete uns ein neues Wehwechen auf unserem Weg, doch wir sagten uns „zweite Kraft“! Wenn der Eine an seine körperlichen Grenzen kam, musste der Andere stark sein für zwei und den Anderen motivieren weiterzulaufen. Denn wir beide hatten Momente, in denen wir hinfallen und liegen bleiben wollten. Doch mit der Motivation des Partners überwanden wir die Grenzen und schafften es jeden Tag an den geplanten Zielort, worauf wir mächtig stolz waren.
Auch mit den Spaniern verstanden wir uns gut. Obwohl keiner von uns Spanisch konnte, konnten wir uns oft den ganzen Abend mit den Einheimischen unterhalten. Die Angst vor peinlichen Stillen verflog, aber die Verständigung war trotzdem sehr anstrengend, weil man sich bei jedem Wort konzentrieren musste um Ähnlichkeiten zum französischen und englischen Wortschatz zu finden.
Jeder Tag war ein neues Abenteuer. Anfangs versuchten wir noch, die Tage durchzuplanen, doch schnell verwarfen wir diese Idee, weil immer etwas Unerwartetes dazwischen funkte. Also wurden wir von Tag zu Tag flexibler und folgten dankend jeder Einladung. Morgens wussten wir nie, wo wir unser Zelt abends aufstellen würden und in den etwas größeren Städten, ob wir es überhaupt aufstellen könnten. Manchmal hatten wir das Glück bei super lieben Spaniern schlafen zu dürfen, die uns auch mit Essen umsorgten und uns eine Dusche anboten. An anderen Tagen mussten wir unser Zelt illegal aufstellen und auf Duschen mehrere Tage lang verzichten. Da wir große Städte meiden mussten, lernten wir dabei das „richtige Spanien“ kennen, ganz ohne Touristen.
Der Explorer Belt hat uns nicht nur gezeigt, wo unsere körperlichen Grenzen sind und wie wir diese überwinden können, sondern hat uns auch ermutigt Menschen anzusprechen und um Hilfe zu bitten, selbst wenn wir keine vollständigen Sätze in ihrer Sprache bilden können. Letztendlich sind wir froh über die schönen Momente die wir in Spanien erleben durften und dankbar für die großzügige Hilfe der Einheimischen.
Caro und Franzi
„Wer anklopft, dem wird geöffnet.“
„Warum willst du freiwillig zehn Tage lang insgesamt 200 Kilometer durch Spanien laufen und legst dich nicht einfach stattdessen an den Strand?“

Diese Frage stellten uns im Vorfeld der Explorer Belt-Expedition viele unserer Freunde. Am Anfang stand für uns die persönliche Herausforderung im Vordergrund. Während unserer Zeit in Spanien haben wir uns auch oft genug selbst gefragt, warum wir uns das antun. Doch die Erfahrungen mit den Menschen dort waren die Anstrengung mehr als wert:
Olivier, mit dem wir Zuhause Cidra getrunken haben; Eduardo, der mit dem Fahrrad einmal um die Welt fährt; die Familie, die uns einfach so ungefragt Essen vorbeigebracht hat und noch so viele Menschen mehr, die wir kennenlernen durften. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft all dieser Menschen, die wir auf unserer Reise treffen konnten, war überwältigend.
Bei dem Reisesegen vor unserem Aufbruch nach Spanien wurde uns ein Bibelzitat mitgeben, welches sich bewahrheiten sollte: „Wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Dominik und Niklas

Sein Bestes geben
Kennst du das Gefühl, wenn du auf eine Party gehst und nur das Geburtstagskind kennst? Kennst du das Gefühl, in eine Prüfung zu gehen und nicht zu wissen ob du sie bestehst?

So ungefähr fühlten wir uns, als wir uns für den Explorer Belt bewarben. Zwar wussten wir, was auf uns zukam: mit einem Freund in einem fremden Land irgendwo in der Pampa ausgesetzt werden und seinen Weg zu einem 200 km entfernten Ziel finden müssen; zehn Tage auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen sein und nicht wissen, was am nächsten Tag passiert. Und doch wussten wir es nicht.
Jetzt sind wir hier auf dem sechsten Tag unseres Abenteuers. Die Sonne geht gerade auf und wir packen müde und gähnend unsere Sachen zum Weitergehen. Unser Ziel ist das 33 km entfernte Dorf „Murillo el Fruto“. Wenn wir schon jetzt früh losgehen, schaffen wir die ersten 15 km noch bevor uns die spanische Sonne die Haut versengt. Wir hieven unsere Rücksäcke auf unsere Schultern und los geht es. Vorbei an Olivenhainen und faszinierenden Felsformationen mit Blick auf kleine Dörfer und Felder.
Noch 13 km – vorbeifahrende Spanier winken uns freundlich zu. Sie erinnern uns an die vielen herzlichen Menschen, die wir in den letzten Tagen kennengelernt haben: die junge Spanierin, die uns mir ihrem Freund zu einem Fest mitgenommen hat, um mit uns zu tanzen und zu singen; die Familie, die für uns kochte; der junge Mann, der uns hinterher fuhr, um sicher zu gehen, dass wir den richtigen Weg fanden.
Noch 6 km – die Füße tun langsam weh und es wird heißer.
Noch 3 km – wir fragen im nächsten Dorf nach Leitungswasser und bekommen 2 neue Flaschen geschenkt.

Noch 1 km – die Sonne brennt, endlich angekommen.
Aus der Frage in einer Bäckerei nach einem Garten für unser Zelt, entwickelt sich schnell ein Dorfereignis. Es kommen immer mehr Leute und reden lautstark durcheinander, zwischendrin wird uns eine kalte Coladose in die Hand gedrückt. Schließlich sagt eine hübsche Frau „¡Vamos, chicas!“ und bringt uns zu sich nach Hause. Wir unterhalten uns mit Händen und Füßen über das Leben in Spanien und unser Hike.
Wir danken Gott, als uns später noch eine heiße Dusche angeboten wird und fühlen uns danach wie neu geboren. Eine Stunde später sitzen wir mit der ganzen Familie zusammen essen „patatas omelette“, „jamón ibérico“ und trinken „zurracapote“, eine Weinbowle mit Pfirsichen. Alle quasseln durcheinander und machen sehr kreative pantomimische Zeichen, was uns an

Gebärdensprache erinnert. Wir bekommen ein Care-Packet, groß genug für eine ganze Kompanie und werden unter großen Trubel mit Küsschen verabschiedet. Überrascht über unser Glück kriechen wir zufrieden in unser Zelt und sind gespannt, was uns am nächsten Tag erwartet.
Vielleicht muss man einfach mehr riskieren und selbst dazu beitragen, dass die Party gut wird. Und vielleicht ist es nicht wichtig die Prüfung zu bestehen, sondern nur, sein Bestes zu geben.
Johanna und Vera